Induktive Zugsicherung (Indusi)

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Die Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) - früher Induktive Zugsicherung (Indusi) genannt - soll durch Zwangsbremsung Unfälle und Gefährdungen verhindern, wenn ein Triebfahrzeugführer (Tf) haltzeigende Hauptsignale, Vorsignale in Warnstellung, Überwachungssignale vor Bahnübergängen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht beachtet. Diese Einrichtung stellt durch punktförmige Überwachung eine Verbindung zwischen den Signalen der Strecke und dem Triebfahrzeug her. Da hierbei die Beeinflussung nur an bestimmten Überwachungspunkten erfolgt, wird diese Bauform der Zugbeeinflussung als "punktförmig" bezeichnet. Die PZB befreit den Triebfahrzeugführer aber nicht von der Beobachtung der Strecke und Beachtung der Signale.

Beim System "Indusi/PZB" sind folgende Funktionen der punktförmigen Zugbeeinflussung realisiert:

Als Streckeneinrichtung sind in Fahrtrichtung rechts neben der rechten Schiene Gleismagnete angebracht. In dem nach oben "elektrisch offenen" Leichtmetallgehäuse befindet sich ein Parallel-Schwingkreis aus Kondensator und Spule, der auf 500 Hz, 1000 Hz oder 2000 Hz abgestimmt ist. Die Schwingkreise können durch Öffnen oder Schließen eines Kontaktes abhängig von der Signalstellung wirksam oder unwirksam geschaltet sein. Die verschiedenen Gleismagnete sind folgenden Signalen zugeordnet:

An den Triebfahrzeugen (Tfz) ist in der Regel am ersten Drehgestell in Fahrtrichtung rechts ein Fahrzeugmagnet angebracht, der ständig elektromagnetische Wellen in den Frequenzen 500, 1000 und 2000 Hz nach unten abstrahlt. Nähert sich ein Tfz einem wirksam geschaltetem Gleismagneten (Vorsignal in Warnstellung bzw. Hauptsignal in Haltstellung), wird durch das elektromagnetische Feld des Fahrzeugmagneten im Gleismagnet eine Spannung induziert. Dabei entzieht der wirksame Gleismagnet dem vorbeifahrenden Fahrzeugmagneten Energie, was von einer Überwachungseinrichtung im Tfz registriert wird und die unten beschriebenen Prüfvorgänge einleitet.

Bei Vorbeifahrt an einem in Warnstellung befindlichen Vorsignal (Vr 0 oder Vr 2) erhält das Tfz eine 1000-Hz-Beeinflussung. Innerhalb von 4 s muss der Tf eine Wachsamkeitstaste betätigen. Bleibt die Bestätigung aus, ertönt ein Warnton und es erfolgt eine Zwangsbremsung. Gleichzeitig wird der einzuleitende Bremsvorgang durch eine zeitabhängige, angehängte Geschwindigkeitsüberwachung überprüft. Diese Geschwindigkeitsüberwachung findet bei Altsystemen der "Indusi" in Abhängigkeit von den vorhanden Bremshundertsteln (Brh) und der Bremsart zu verschiedenen Zeiten nach der 1000-Hz-Beeinflussung mit jeweils unterschiedlichen Geschwindigkeiten statt (siehe Tabelle). So wird z. B. bei einem Reisezug in Bremsart R oder P mit mehr als 111 Brh 23 s nach der 1000-Hz-Beeinflussung geprüft, ob der Zug zu diesem Zeitpunkt nicht schneller als 85 km/h fährt, sonst erfolgt eine Zwangsbremsung.

Der wirksame 500-Hz-Magnet kontrolliert bei stark eingeschränkter Geschwindigkeit am Hauptsignal (20/30/40 km/h, Einfahrt in Stumpfgleise, Gleise mit Frühhalt) und bei Halt zeigendem Hauptsignal die Einhaltung der Geschwindigkeitsvorschrift nach Befahren des 1000-Hz-Magneten. Bei Vorbeifahrt am wirksamen 500-Hz-Magneten wird eine sofortige Geschwindigkeitsüberwachung angestoßen. Auch hier wird in Abhängigkeit von den vorhandenen Bremshundertsteln und der Bremsart jeweils eine andere Geschwindigkeit überprüft. So wird z. B. bei einem Reisezug in Bremsart R oder P mit mehr als 111 Brh im Augenblick der 500-Hz-Beeinflussung überprüft, ob der Zug nicht schneller als 65 km/h fährt; sonst erfolgt eine Zwangsbremsung.

PZB-Zugart Brems-
stellung
Brems-
hundertstel
Prüfgeschwindigkeit
1000-Hz-Beeinflussung
Prüfgeschwindigkeit
500-Hz-Beeinflussung
U G alle Werte 55 km/h nach 38 s 40 km/h
U R / P bis 65 55 km/h nach 38 s 40 km/h
M R / P 66 bis 110 70 km/h nach 29 s 50 km/h
O R / P ab 111 85 km/h nach 23 s 65 km/h
Prüfgeschwindigkeiten beim System "Indusi" mit diskreten Prüfpunkten

Bei Vorbeifahrt an einem in Haltstellung befindlichen Hauptsignal (Hp 0) erhält das Tfz eine 2000-Hz-Beeinflussung, die unabhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit sofort zu einer Zwangsbremsung führt. Damit aber auch an einem Halt zeigenden, gestörten Hauptsignal mit Ersatzsignal oder einem schriftlichen Befehl vorbeigefahren werden kann, ohne dass eine Zwangsbremsung ausgelöst wird, kann mit einer besonderen Indusi-Befehlstaste die 2000-Hz-Beeinflussung überbrückt werden.

Alle Tastenbedienungen, Beeinflussungen durch die PZB, der Luftdruck in der Hauptluftleitung und die Fahrgeschwindigkeit werden durch das PZB-Fahrzeuggerät protokolliert.

Die PZB-Gleismagnete werden auch zur Sicherung von Langsamfahrstellen eingesetzt. Der 1000-Hz-Magnet befindet sich bei Langsamfahrstellen am Signal Lf 4 (Geschwindigkeitstafel) bzw. Lf 6 (Geschwindigkeits-Ankündesignal) und ist wirksam, wenn die Kennziffern 1 bis 9 ( 10 km/h bis 90 km/h) gezeigt werden. Bei Langsamfahrstellen mit einer zulässigen Geschwindigkeit von kleiner 40 km/h befindet sich in einer bestimmten Entfernung vor der La-Stelle auch ein 500-Hz-Magnet.

Bei der rechnergesteuerten PZB (siehe PZB 90) erfolgt eine zeit- und wegabhängige Überwachung der Geschwindigkeit. Nach der 1000-Hz-Beeinflussung läuft eine Geschwindigkeits-Überwachungskurve ab, die die angehängte Geschwindigkeit auf einer längeren Strecke überwacht. Die PZB 90 soll neben den anderen Überwachungsfunktionen der rechnergesteuerten PZB das Anfahren gegen ein haltzeigendes Signal verhindern. Erfolgt nach der 1000-Hz-Beeinflussung ein Halt oder wird länger als 15 Sekunden weniger als 10 km/h gefahren, so wird die 1000-Hz-Überwachung auf 45 km/h bzw. die 500-Hz-Überwachung auf 25 km/h abgesenkt (abgesenkte bzw. restriktive Geschwindigkeitsüberwachung nach Halt oder "Schleichfahrt").

Literatur:

Weitere Informationen zum Thema:


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