S-Bahn-Systeme - Definition und Überblick

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Was ist eine "S-Bahn"? Leider lässt sich diese Frage nicht einfach mit dem Hinweis auf das S-Bahn-Symbol beantworten, da es in Deutschland viele verschiedene Nahverkehrssysteme gibt, die dieses Symbol tragen. Nicht alle diese Systeme (siehe Tabelle) sind artreine S-Bahnen. Der Begriff S-Bahn wurde 1930 von der Deutschen Reichsbahn in Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn geprägt. Als Erkennungssymbol wird das weiße S auf grünem Grund verwendet. In Berlin steht S-Bahn für den Traditionsbegriff "Stadtbahn", im Allgemeinen jedoch für "Schnellbahn" oder "Stadtschnellbahn".

Nach Pabst sind folgende Merkmale für eine S-Bahn charakteristisch: Schnellverkehr, unabhängiges Gleisnetz, zahlreiche Haltepunkte, erhöhte Bahnsteige, Taktfahrplan, dichte Zugfolge, kurze Haltezeiten, hohe Reisegeschwindigkeit, zweckbezogene Fahrzeuge (zumeist Triebzüge), Bedienung der Region eines Großraumes, Erschließung des Innenstadtbereiches, Verknüpfungspunkte mit anderen Verkehrsmitteln, Sondertarif. Von diesen sind aber vor allem die drei Kriterien Taktfahrplan mit dichter Zugfolge, spezielle S-Bahn Fahrzeuge und Bahnsteige mit höhengleichem Einstieg entscheidend. Die ersten beiden Kriterien sind für die Einordnung eines Nahverkehrssystems als S-Bahn zwingend.

Für einen Taktfahrplan mit dichter Zugfolge muss die Mindestforderung eines 20-Min-Taktes auf den meisten Linien erfüllt sein. Dies ist für die unten aufgeführten Gleichstrom S-Bahnen und Wechselstrom S-Bahnen der Fall. Bei den neuen Wechselstrom S-Bahnen in Hannover und Mannheim ergibt sich nur durch Überlagerung mehrerer Linien auf der Stammstrecke ein dichter Takt, die einzelnen Linien haben aber nur einen Stundentakt. Das Fahrplanangebot der S-Bahn Rhein-Ruhr Sieg ist unter dem Stichwort Fahrplan zusammengestellt. Bei den 2-System-Stadtbahnen gibt es aufgrund des Straßenbahnbetriebes im Innenstadtbereich eine teilweise sehr dichte Zugfolge, diese wird aber in den Außenbereichen tlw. stark ausgedünnt.

Die Forderung nach speziellen S-Bahn Fahrzeugen wird in der Regel durch S-Bahn-Triebzüge oder durch S-Bahn Wendezüge erfüllt (siehe auch Fahrzeuge). Zu den S-Bahn-Triebzügen zählen die Fahrzeuge der Berliner und der Hamburger S-Bahn, der S-Bahn-Triebzug ET 420 (Olympia-Zug) in München, Frankfurt und Stuttgart sowie die neuen S-Bahn-Triebzüge ET 423 (alle Wechselstrom S-Bahnen, ohne Nürnberg), ET 424 in Hannover und ET 425.2 für die S-Bahn Rhein-Neckar (Mannheim). Der S-Bahn Wendezug wurde für die S-Bahn Rhein-Ruhr konzipiert und wird auch bei den S-Bahnen Rhein-Sieg und Nürnberg eingesetzt. Dieser ist ein lokbespannter Wendezug mit x-Wagen und Lokomotiven der Baureihe 143 (früher BR 111). Einen Sonderfall stellen die Diesel-S-Bahnen dar, bei denen beschleunigungsstarke Dieseltriebzüge vom Typ Talent (VT 644) zum Einsatz kommen.

Ein Standard für S-Bahn Stationen ist am schwierigsten aufzustellen und noch aufwändiger im gesamten S-Bahn-Netz durchzusetzen. Im Allgemeinen soll dieser Standard einen schnellen Fahrgastwechsel und den Zugang von mobilitätsbehinderten Personen zum Nahverkehrssystem sicherstellen. Dazu gehören in erster Linie Bahnsteige, die einen höhengleichen Einstieg in die S-Bahn-Fahrzeuge ermöglichen. Außerdem benötigen alle Bahnsteige einen behindertengerechten Zugang, der über Aufzüge oder Rampen gewährleistet werden kann. Nur bei den S-Bahnen Hannover und Rhein-Neckar wird diese Bedingung an nahezu allen Stationen erfüllt. Zum S-Bahn Standard gehören aber neben der Bahnsteighöhe und dem Bahnsteigzugang aber auch noch weitere Ausstattungselemente, die den Fahrgastkomfort steigern sollen (Wetterschutz, Fahrgastinformation, Wegeleitsystem etc.). 

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S-Bahn-Netz Eröffnung Typ Linien-
zahl
Strecken-
länge
Grund-
takt
Fahrzeuge Bahnsteig-
höhe
Traktions-
system
Betreiber
Berlin 1882 Gleichstrom S-Bahn 15 331 km 10 Min. S-Bahn Triebwagen ET 480, ET 481 und ET 485 96 cm Stromschiene, 800 V DC S-Bahn Berlin GmbH (DB AG)
Hamburg 06.12.1906 Gleichstrom S-Bahn 6 144 km 10 Min. S-Bahn Triebwagen ET 472 und ET 474
96 cm Stromschiene, 1.200 V DC S-Bahn Hamburg GmbH (DB AG)
Rhein-Ruhr 28.09.1967 Wechselstrom S-Bahn 13 559 km 20 Min. S-Bahn Wendezug aus x-Wagen mit BR 143, S-Bahn Triebwagen ET 423 und ET 422,  Dieseltriebwagen Bombardier Talent (S28) und Alstom Coradia Lint (S7)
96 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC und Dieseltraktion (2 Linien) DB Regio NRW GmbH (DB AG) / Rheinisch-Bergische Eisenbahn (Veolia) / Abellio
Leipzig-Halle (S-Bahn Mitteldeutschland)
03.03.1968 / 27.09.1969 (15.12.2013)
Wechselstrom S-Bahn 7 430 km 30 Min. Elektrotriebzüge ET 442 (Talent 2) 55 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio AG
Rostock 12.07.1970 DR S-Bahn 3 59 km 30 Min. Wendezug aus Doppelstockwagen mit BR 143 55 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio AG
München 28.04.1972 Wechselstrom S-Bahn 10 442 km 20 Min. S-Bahn Triebwagen ET 423 96 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC S-Bahn München GmbH (DB AG)
Dresden 30.09.1973 DR S-Bahn 4 103 km 30 Min. Wendezug aus Doppelstockwagen mit BR 143 55 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio AG
Magdeburg 29.09.1974 DR S-Bahn 1 39 km 30 Min. Wendezug aus Doppelstockwagen mit BR 143 55 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio AG
Köln (Rhein-Sieg) 01.06.1975 Wechselstrom S-Bahn 6 211 km 20 Min. S-Bahn Wendezug aus x-Wagen mit BR 143, S-Bahn Triebwagen ET 423 und Dieseltriebwagen VT 644 (RB25) und Alstom Coradia Lint (S23) 96 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC und Dieseltraktion (1 Linie) DB Regio NRW GmbH (DB AG)
Frankfurt (Rhein-Main) 25.08.1978 Wechselstrom S-Bahn 9 303 km 15 Min. S-Bahn Triebwagen ET 420 und ET 423 96 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC S-Bahn Rhein-Main (DB Regio AG)
Stuttgart (Mittlerer Neckar) 01.10.1978 Wechselstrom S-Bahn 7 215 km 15 Min. S-Bahn Triebwagen ET 420 und ET 423 96 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC S-Bahn Stuttgart (DB Regio AG)
Nürnberg 29.09.1987 Wechselstrom S-Bahn 4 224 km 20 Min. S-Bahn Wendezug aus x-Wagen mit BR 143 und ET 442 (Talent 2)
76 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio AG
Karlsruhe (KVV) 25.09.1992 (Regional-)Stadtbahn 10 480 km 10 Min. 2-System Stadtbahnwagen ET 450 55 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC und 750 V DC Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) / DB Regio AG
Saarbrücken (Saarbahn) 25.10.1997 (Regional-)Stadtbahn 1 25 km 7,5 Min. 2-System Stadtbahnwagen 38 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC und 750 V DC Saarbahn GmbH
Freiburg (Breisgau-S-Bahn) 01.06.1997 Regional S-Bahn 2 51 km 60 Min. Dieseltriebwagen VT 650 (Regio Shuttle RS1) 55 cm Dieseltraktion Breisgau-S-Bahn GmbH (VAG / SWEG)
Offenburg (Ortenau-S-Bahn) 24.05.1998 Regional S-Bahn 4 170 km 60 Min. Dieseltriebwagen VT 650 (Regio Shuttle RS1) 55 cm Dieseltraktion Südwestdeutsche Verkehrs-AG (SWEG)
Kassel (RegioTram) 10.06.2001 (Regional-)Stadtbahn 1 ca. 24 km 15 Min. 2-System Stadtbahnwagen 38 cm Oberleitung, 600 V DC Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) / DB Regio AG
Hannover 01.06.2000 Wechselstrom S-Bahn 8 385 km 60 Min. S-Bahn Triebwagen ET 424 und ET 425.2 76 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio AG
Mannheim (Rhein-Neckar) 14.12.2003 Regional S-Bahn 6 370 km 60 Min. S-Bahn Triebwagen ET 425.2 76 cm Oberleitung, 15 kV 16,7 Hz AC DB Regio Verkehrsunternehmen RheinNeckar GmbH (DB AG)
S-Bahn-Netz Eröffnung Typ Linien-
zahl
Strecken-
länge
Grundtakt Fahrzeuge Bahnsteig-
höhe
Traktions-
system
Betreiber

Literatur

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