Verkehrsbeeinflussung durch Zuflussdosierung
3.1 Erfahrungen in den USA Inhaltsverzeichnis 3.3 Zusammenfassung

3.2 Erfahrungen in Deutschland

Die kurze Betriebsdauer der Anlagen in Deutschland führt dazu, dass noch keine umfangreichen Erfahrungen mit deren Betrieb vorliegen. Die Anlage an der A 40 im Ruhrgebiet befindet sich noch im Testbetrieb, so dass erste Ergebnisse erst nach Abschluss des Probelaufes zu erwarten sind. Für die Anlagen in Schwerte und an der A 40 liegen allerdings schon Entwürfe von Untersuchungsberichten vor.

Zuflusssperrung an der A 1 bei Schwerte

Von den Auswirkungen der Sperrungen der Anschlussstelle Schwerte an der A 1 wurden die Leistungsfähigkeit und Stauentwicklung, die Unfallentwicklung und die Auswirkungen auf das nachgeordnete Netz untersucht. Das Ziel einer Verbesserung des Verkehrsflusses auf der A 1 in dem Streckenabschnitt zwischen der Tank- und Rastanlage Lichtendorf und dem Westhofener Kreuz wird mit der Sperrung der Anschlussstelle Schwerte eindeutig erreicht [4]. Die Auswertung der Messdaten der Messschleifen vor und nach der Anschlussstelle ergab einen deutlichen Anstieg der Pkw-Geschwindigkeit, ein überwiegendes Absinken der Fahrzeugdichte und ein überdurchschnittliches Ansteigen der Pkw-Mengen im Vergleich von Tagen mit Zuflusssperrung zu Tagen ohne Zuflusssperrung [4].

Aus der Analyse der Unfallentwicklung des maßgeblichen Streckenabschnitts ergibt sich die Tendenz einer reduzierten Unfallhäufigkeit (Verkehrsunfälle von montags bis freitags auf der Richtungsfahrbahn Köln: 45 Unfälle von Januar bis April 1998 und 34 Unfälle im gleichen Zeitraum nach Inbetriebnahme der Zuflussregelung). Der Vergleich der Unfallzahlen montags bis freitags im Zeitraum von 6:40 Uhr bis 10:19 Uhr mit und ohne Sperrung der Anschlussstelle liefert Aussagen zum Unfallrisiko. Bis zum 27. April 1999 kam es in diesem Zeitraum vor Beginn oder nach Ende der Sperrung zu drei staubedingten Unfällen, an Tagen ohne Sperrung ereigneten sich 10 staubedingte Unfälle. Während der Sperrzeiten ereignete sich kein Unfall. Daraus lässt sich ableiten, dass das Unfallrisiko während der Sperrung der Anschlussstelle gegen Null tendiert, während es in den frühen Morgenstunden ohne Sperrung wesentlich höher anzusetzen ist [4].

Die Auswirkungen auf das nachgeordnete Netz werden von den Städten Dortmund und Schwerte negativ beurteilt, da das ohnehin schon hochbelastet innerstädtische Straßennetz zusätzlich belastet wird und es dadurch zur Gefährdung von Anwohnern kommt. In den ersten Tagen der Zuflusssperrung kam es zu verkehrlichen Problemen und auch zu einem Unfall, da die Information der Autofahrer mangelhaft war, und sie sich so nicht rechtzeitig umorientieren konnten. Nachdem sich die Autofahrer auf andere Wege umorientiert hatten, kam es zu einer Entzerrung der morgendlichen Verkehre an der Anschlussstelle. Zur Verbesserung der Information der Autofahrer sollen an vier Standorten Hinweisschilder aufgestellt werden. "Nach Aussage der örtlichen Polizei gibt es keine verkehrlichen Probleme mehr (Unfälle, Staus), die auf Sperrungen zurückzuführen sind." [4]

Der Erfolg dieser Art der Zuflussdosierung ist also eher negativ zu bewerten, da die Probleme nur von einem Teil des Verkehrsnetzes, der Autobahn, auf einen anderen Teil, das städtische Straßennetz, verlagert werden. Auch wenn sich die verkehrliche Situation im innerstädtischen Straßennetz wieder normalisiert hat, sind Mehrbelastungen auf schon stark belasteten Straßen entstanden. Die Autobahn A 1 ist zwar von Verkehrsstörungen im Bereich der Anschlussstelle Schwerte befreit, stattdessen entstehen aber im nachgeordneten Straßennetz neue Probleme durch die zusätzliche Verkehrsbelastung.

Zuflussregelung an der A 40 im Ruhrgebiet

Für die Pilotanlage einer Zuflussdosierung an der A 40 im Ruhrgebiet liegt der Entwurf des Schlussberichtes [11] vor. In diesem sind erste Ergebnisse eines begleitenden Forschungsvorhabens zur Ermittlung des "Einflusses einer Zuflussregelung an Anschlussstellen auf die Verbesserung des Verkehrsflusses auf Autobahnen" zusammengefasst. Folgende Punkte wurden dabei untersucht:

Vergleicht man die Ganglinien der mittleren Pkw-Geschwindigkeiten und der Verkehrsstärken vor und nach Inbetriebnahme der Zuflussdosierung, so lässt sich feststellen, dass höhere Verkehrsstärken bei gleichzeitig stärkeren Schwankungen der Verkehrsstärke und ein deutlich höheres Geschwindigkeitsniveau bei gleichzeitiger Abnahme der Geschwindigkeits­schwankungen erzielt wurden. Geschwindigkeitseinbrüche traten nur noch selten und dann nur stark gedämpft auf. Der Verkehr auf der A 40 fließt also infolge der Zuflussdosierung zügiger und harmonischer ab [11].

Diese Tendenzen beruhen bisher nur auf ersten Messwerten an verschiedenen Messquerschnitten. Eine genaue Analyse der Verkehrssituation nach Inbetrieb­nahme der Zuflussdosierung kann erst nach Abschluss der Untersuchungen erfolgen.

Bei der Bewertung der Verkehrssituation auf den Zufahrtsrampen ist zu berücksichtigen, dass die Begrenzung des minimalen Zuflusses auf 3 bis 4 Fahrzeuge pro Minute angehoben wurde. Längere Rückstaus waren daraufhin auch bei restriktiver Regelung (maximale Rotzeit) sehr selten. Infolge der schnellen Reaktion des Steueralgorithmus (ALINEA) auf eine Belegung der Stauschleife wurde gewährleistet, dass sich die Rückstaus auf der Zufahrtsrampe schnell wieder abbauten. Bezüglich der Unfallsituation wurde keine Erhöhung der Unfallrate auf den Zufahrtsrampen beobachtet.

Zu den Auswirkungen auf das nachgeordnete Netz ist zu sagen, dass keine erkennbare Verkehrsverlagerung von der A 40 in das nachgeordnete Netz oder längere Rückstaus von den Rampen in das nachgeordnete Netz auftraten.

Die Ergebnisse bei der Bewertung des Einflusses der Zuflussdosierung auf den Verkehrsablauf und die Leistungsfähigkeit der A 40 lassen sich nach [11] folgendermaßen zusammenfassen:

Der Entwurf des Schlussberichtes [11] zieht folgendes Fazit: "Dies alles sind deutliche Nachweise dafür, dass mit Hilfe der Zuflussregelung im Bereich der Pilotanlage eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation auf der A 40 zu erreichen ist, ohne dass es zu Verschlechterungen auf der Zufahrtsrampe oder im nachgeordneten Netz kommt. Der – in der Regel geringfügige – Zeitverlust durch die Wartezeit auf der Rampe wird durch Zeitgewinn auf der Hauptfahrbahn mehr als ausgeglichen. In der Gesamtbilanz tritt ein Reisezeitgewinn auf."

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