2.2 Zuflussdosierung in den USA
In den USA wurden schon in den siebziger Jahren die ersten Anlagen zur Zuflussdosierung installiert. Die erste Anlage dieser Art wurde auf dem Eisenhower Expressway in Chicago 1963 in Betrieb genommen [13]. Heute ist eine große Anzahl solcher Anlagen in verschiedenen Bundesstaaten in Betrieb. Hierbei kommen alle unter 2.1 beschriebenen Systeme zur Anwendung.
Es gibt sowohl sehr umfangreiche Systeme mit einer Zuflussdosierung an mehr als 50 Auffahrten, als auch viele kleine Systeme. Abbildung 2.2 zeigt die vorhandenen und geplanten Systeme in den USA. Im Anhang (Kapitel 7.1) sind die in den USA betriebenen Systeme zur Zuflussdosierung aufgelistet.
Abb. 2.2: "Ramp Metering Systems" in den USA [13]
Nach der Art der Autobahnauffahrt werden in den USA generell zwei Systeme unterschieden. "Entrance ramp metering" meint die Zuflussdosierung an normalen Autobahnauffahrten, an denen der Verkehr vom untergeordneten städtischen Straßennetz auf das übergeordnete Schnellstraßennetz übergeht. "Connector metering" (auch: "freeway-to-freeway metering") sind Anlagen zur Zuflussdosierung an Verbindungsrampen zwischen gleichwertigen Schnellstraßen, also an Verknüpfungspunkten von zwei oder mehr Autobahnen. Die Systeme in den USA, an denen bis zum Jahre 1995 Fallstudien durchgeführt wurden, sind in Tabelle 2.1 und Tabelle 2.2 kurz beschrieben.
Nr. | Ort | Beschreibung |
1 | Portland, Oregon | Betreiber: Oregon DoT 10-km-Abschnitt der I-5, Inbetriebnahme Januar 1981 mit Zuflussdosierung an 16 (9/7) Auffahrten, 1995: 58 Anlagen an fünf verschiedenen Freeways |
2 | Minneapolis/St.Paul, Minnesota | Betreiber: Minnesota DoT (Mn/DoT); Bestandteil des Twin Cities Metropolitan Area Freeway Management System, Inbetriebnahme der ersten zwei Anlagen (fixed time) an der I-35E 1970, seit November 1971: 8-km-Abschnitt der I-35E mit insgesamt 6 Anlagen (traffic responsive); 1974: 27-km-Abschnitt der I-35W mit 39 Anlagen, 11 HOV by-pass lanes; 1995: 368 Anlagen in Betrieb |
3 | Seattle, Washington | Betreiber: Washington State DoT; Inbetriebnahme von 22 (17/5) Anlagen an der I-5 im September 1981; 1995: insgesamt 54 Anlagen an I-5, I-90 und SR 520; 1993: Erste Zuflussdosierung am Wochenende, April 1995: Erstmals Zuflussdosierung in beiden Richtungen zur gleichen Zeit |
4 | Denver, Colorado | Betreiber: Colorado DoT; Pilotprojekt an der I-25 im März 1981: 4,7-km-Abschnitt mit 5 Anlagen; seit 1984: centralized computer control; 1995: 28 Anlagen |
5 | Detroit, Michigan | Betreiber: Michigan DoT; Teil des Surveillance Control and Driver Information (SCANDI) System; Inbetriebnahme von 6 Anlagen an der I-94 im November 1982, 19 zusätzliche Anlagen im Januar 1984, 3 neue Anlagen im November 1985 |
6 | Austin, Texas | Betreiber: Texas DoT; Inbetriebnahme von 3 Anlagen an einem 4,2-km-Abschnitt der I-35 Ende der 1970er, Abbau dieser Anlagen nach Beseitigung von Engpässen |
7 | Long Island, New York | Teil des INFORM (Information For Motorists) Projektes; 70 Anlagen am Long Island Expressway (LIE) und Northern State/Grand Central Parkway, Inbetriebnahme 1989 |
8 | San Diego, California | Betreiber: California DoT (Caltrans); Inbetriebnahme der ersten Anlagen 1968; 1995: 135 Anlagen zur Zuflussdosierung auf mehr als 110 km Freeway |
Fünf Städte in den USA betreiben zusammen insgesamt 107 "connector metering"-Anlagen. Das sind zur Zeit San Jose, Los Angeles, San Diego, Seattle und Minneapolis. Einige Beispiele sind Tabelle 2.2 zu entnehmen.
Nr. | Ort | Beschreibung |
1 | San Diego, California | SR 67 Richtung Südzur I-8 Richtung West |
2 | Los Angeles, California |
I-5 Richtung Süd.
zur SR 110 Richtung Süd; in Kombination mit einer Aufweitung der Zufahrt
von einer auf zwei Spuren; I-105 (Century) freeway auf einer Länge von 29 km, Verknüpfung mit vier Nord-Süd-freeways |
3 | Minneapolis/St. Paul, Minnesota | Erste Inbetriebnahme 1971; 1995 insgesamt 74 Anlagen; z. B. I-94 Richtung Ost zur SR 65 Richtung Süd, alle vier Verbindungsrampen von der I-494zur I-35W |
Eine Besonderheit von einigen Anlagen in den USA sind gesonderte Spuren für Fahrzeuge mit mehreren Insassen, die entweder nicht der Zuflussdosierung unterliegen oder wenigstens eine höhere Durchlassrate haben. Diese HOV Umgehungsspuren ("HOV by-pass lanes") sind ein zusätzliches Mittel zur Beeinflussung der Verkehrsströme und der Verkehrsmittelwahl.
Ein Sonderfall von "ramp metering" in den USA ist das sogenannte "mainline metering". Hierbei wird der Verkehr im Hauptstrom selbst durch eine Lichtzeichenanlage dosiert. Dieses Verfahren kommt aber nur vor besonderen (geometrischen) Engpässen wie Brücken und Tunnel zur Anwendung. Diese Stellen werden oft zu Engpässen im Straßennetz, da die Kapazität dieser Ingenieurbauwerke aufgrund Kosten- oder Umweltproblemen häufig nicht so erweitert wird wie die der zuführenden Straßen. Der Vorteil dieser Anlagen ist, dass Verkehrsstauungen, und damit Abgasbelastungen und die Unfallgefahr, aus dem kritischen Bereich auf Brücken oder in Tunneln herausverlagert werden. Drei Fälle von "mainline metering" sind in Tabelle 2.3 beschrieben. Außerdem waren 1995 beim Massachusetts Highway Department (Central Artery Project) und beim Washington State DoT (Tacoma Narrows Bridge) solche Anlagen in Planung [13].
Nr. | Ort | Beschreibung |
1 | Oakland, California | Zuflussdosierung westlich einer Mautstation an der westlichen Zufahrt zur San Francisco-Oakland Bay Bridge zur Minimierung der Stauerscheinungen auf der Brücke |
2 | Hampton Roads Tunnel, Virginia | Zuflussdosierung vor dem Verbindungstunnel zwischen Hampton und Norfolk zur Verhinderung von Stauerscheinungen im Tunnel (inkl. Emissionen); wegen Beschwerden von Autofahrern und mangelnder politischer Unterstützung wurde diese Anlage abgebaut. |
3 | Baltimore Harbor Tunnel | Testanlage zur Untersuchung von Zuflussbegrenzungen Mitte der 1970er Jahre; ähnlich wie Hampton Roads Tunnel, auch nach politischem Druck abgebaut. |