Stadt- Bahnperspektiven: Wirkungsabschätzung der räumlich-funktionalen Aufwertung des Bahnhofsbereiches Krefeld-Uerdingen
Abschnitt 2.4 Inhaltsverzeichnis Abschnitt 3.2

3    Rahmenbedingungen und Entwicklungspotenziale der "Stadt- und Bahnperspektiven Krefeld"

3.1   Die Stadt Krefeld am mittleren Niederrhein

3.1.1  Lage, Wirtschaftsdaten und Stadtstruktur   [ 1 | 2 ]

Das Oberzentrum Krefeld am mittleren Niederrhein hat auf einer Fläche von 13.755 ha ca. 240.000 Einwohner. Die größten Nachbarstädte sind die Stadt Duisburg im Osten, die Landeshauptstadt Düsseldorf im Süd-Osten und die Stadt Mönchengladbach im Süden. Die Stadt ist damit peripher in die polyzentrische Struktur des Ruhrgebietes und des Rheinlandes eingebunden und es existieren auch starke Verkehrsbeziehungen mit den Nachbarstädten. Die Stadt ist das Bindeglied zwischen dem Ballungsraum Rhein-Ruhr im Süden und Osten und der weiten Landschaft des Niederrheins und der Niederlande im Norden und Westen. Die oberzentrale Rolle Krefelds ist allerdings auf Grund der Konkurrenz der benachbarten Großzentren Duisburg und Düsseldorf sehr begrenzt.


Abbildung 3.1: Übersichtskarte der Stadt Krefeld mit Stadtteilen [Kartengrundlage: MapBlast]

Krefelds exportorientierte Wirtschaft besteht hauptsächlich aus den Industriezweigen Textil- und Nahrungsmittelindustrie, sowie Chemie- und Maschinenindustrie mit einem Gesamtumsatz von 9 Milliarden DM [Falk]. Die günstige wirtschaftsgeographische Lage wird durch eine gute Verkehrsanbindungen ergänzt. Die Stadt ist direkt an die Autobahnen A 57 und A 44 angeschlossen und vom Flughafen Düsseldorf International nur zwanzig Autominuten entfernt.

Der hohe Freiflächenanteil von 50 %, bedingt durch große Waldbereiche und innerstädtische Grünflächen, macht Krefeld zu einem attraktiven Wohnstandort sowohl in der Innenstadt als auch in den Außenbezirken. Krefeld ist aber nicht nur Wohnstadt, sondern auch Einkaufsstadt für das weitere Umland. Die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt begründen die oberzentrale Versorgungsfunktion am mittleren Niederrhein, die jedoch vom überregionalen Einzugsgebiet der Landeshauptstadt Düsseldorf überlagert wird [Krefeld].

„Die Stadt ist zwar monozentrisch auf das Oberzentrum in der Stadtmitte ausgerichtet, eine Reihe von teilweise recht eigenständigen Vorortzentren ergänzen diese Struktur zu einer im Ansatz polyzentrischen städtischen Gesamtregion“ [Krefeld 1998a, S. 33]. Das Stadtgebiet lässt sich in drei Teilregionen aufteilen: Im Westen das Zentrum der Kernstadt mit den umliegenden Siedlungsbereichen, im Osten das Mittelzentrum Uerdingen mit einem eigenem regionalen Einzugsbereich und dazwischen der weitläufige Bereich der „Ost-Stadt“ mit den Stadtteilen Bockum und Oppum. Daneben gibt es noch die Unterzentren Hüls im Norden und Fischeln im Süden.

Auf 240.000 Einwohner kommen in Krefeld 90.133 Erwerbstätige, das entspricht einer Erwerbstätigenquote von 37,6 %. Aus den Pendlerströmen ergibt sich der Status Krefelds als Einpendlerstadt. Ca. 39.000 Berufspendler pro Werktag kommen aus der Region zu ihrem Arbeitsplatz nach Krefeld, umgekehrt haben ca. 24.000 Krefelder ihren Arbeitsplatz außerhalb der Stadt (Stand 1997) [Düsseldorf]. Auf Grund des Arbeitsplatzabbaus im produzierenden Gewerbe und der verstärkten Gewerbeansiedlung der Umlandgemeinden ist die Zahl der Einpendler rückläufig. Die Zahl der Auspendler, vor allem nach Düsseldorf, hat sich dagegen stark erhöht [Krefeld 1998a].

3.1.2  Krefelder ÖPNV-Daten und Nahverkehrsangebot   [ 1 | 2 ]

Im Binnenverkehr besteht in Krefeld für den ÖPNV eine starke Konkurrenz sowohl vom MIV als auch vom Fahrradverkehr. Da es keine Exklusiverschließung für den ÖPNV durch Zugangsbeschränkungen für den Individualverkehr, die in Krefeld nur schwer möglich sind, gibt, liegt der MIV-Anteil im Binnenverkehr bei 52 % [Krefeld 1998a]. Der hohe Binnenverkehrsanteil des Fahrradverkehrs von 20 % liegt in der günstigen Topographie und den relativ kurzen Entfernungen zur Innenstadt begründet.

Demzufolge hat der ÖPNV in Krefeld einen relativ geringen Anteil am Gesamtverkehr von 13 % (der durchschnittliche Anteil in deutschen Großstädten beträgt 17 %). Allerdings hat der öffentliche Nahverkehr in Krefeld eine lange Tradition und das Kernnetz der Straßenbahn ist als Rückgrat des ÖV-Netzes erhalten geblieben, so dass künftige Strategien zur Steigerung des ÖV-Anteils auf einer guten Grundlage aufbauen können.

Die Städtischen Werke Krefeld (SWK) betreiben ein Liniennetz aus 4 Straßenbahn- und 25 Buslinien mit einer Linienlänge von insgesamt 561 km und erschließen damit ein Einzugsgebiet von 538.229 Einwohnern. Im Jahr 1998 wurden 33 Mio. Fahrgäste befördert und damit ein Umsatzerlös von 50 Mio. DM erzielt [SWK]. Die vier Straßenbahnlinien verbinden auf den Radialstrecken die Stadtteile sowie den Ort St. Tönis mit dem Krefelder Stadtzentrum. Die Flächenerschließung und die Anbindung des weiteren Umlandes wird durch das Busliniennetz gewährleistet.

Straßenbahnlinie Linienweg
041 KR-Fischeln - Krefeld Hbf - Tönisvorst-St. Tönis
042 KR-Stahldorf - Krefeld Hbf - KR-Bockum - KR-Elfrath
043 KR-Stahldorf - Krefeld Hbf - KR-Bockum - KR-Uerdingen
044 KR-Rheinhafen - KR-Linn - Krefeld Hbf - KR-Hüls
Tabelle 3.1: Straßenbahnlinien der Krefelder Stadtwerke (SWK) [VRR 1999b]

Der hohe Erschließungsaufwand für das Krefelder Umland wird beim Vergleich mit den Freiburger Zahlen deutlich. Bei einer um ca. 30 % kürzeren Netzlänge und einer etwas kleineren Einwohnerzahl werden in Freiburg mehr als doppelt so viele Fahrgäste pro Jahr befördert wie in Krefeld (Tabelle 3.2). Dies ist aber auch ein Zeichen dafür, dass in Krefeld noch zusätzliche Fahrgastpotenziale bestehen (hierzu mehr in Abschnitt 3.3).

Merkmal Freiburg Krefeld
Einwohnerzahl 200.000 246.000
Netzlänge Stadt-/Straßenbahn 26 km 45 km
Netzlänge Bus 170 km 237 km
Fahrgastzahlen 66 Mio./a 30 Mio./a
Tabelle 3.2: ÖPNV-Daten von Freiburg und Krefeld im Vergleich [Krefeld 1998a]

In der Krefelder Innenstadt gibt es bis auf einige Ausnahmen keinen Platz für einen eigenen Gleiskörper der Straßenbahn oder Busspuren. Zur Beschleunigung des ÖPNV wurden in den letzten Jahren Maßnahmen zur Bevorrechtigung an Lichtsignalanlagen (LSA) realisiert.

Ergänzt wird das Angebot im öffentlichen Nahverkehr von den Regionalexpress- und Regionalbahnlinien der DB auf den Relationen Mönchengladbach - Duisburg (RE 3, RB 33) und Kempen - Neuss/Düsseldorf (RE 9, RE 10) die in Krefeld zusammen auf dem Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Oppum verkehren. Die Rheinische Bahngesellschaft Düsseldorf (Rheinbahn) betreibt die Stadtbahnlinien U 70 und U 76 (die sog. K-Bahn), die eine schnelle Verbindung zwischen Krefeld (Rheinstraße, Hbf) und Düsseldorf (Altstadt, Hbf) herstellen.

Es existieren starke Verkehrsbeziehungen mit einigen Gemeinden in der direkten Umgebung von Krefeld. Im Süden sind dies vor allem St. Tönis, Willich und Meerbusch mit den Stadtteilen Osterrath, Lank-Latum und Strümp. Die Anbindung mit dem ÖPNV ist hier als sehr gut zu bezeichnen, da diese Orte mit Straßenbahn- (St. Tönis, Willich [4]) und Stadtbahnlinien (Meerbusch) angebunden sind. Der Stadtteil Willich Anrath liegt mit einem Haltepunkt an der Bahnstrecke Krefeld - Mönchengladbach (RB 33/RE 3). Im Norden liegen Moers und der Duisburger Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen, die mit dem ÖPNV nur schlecht an Krefeld angebunden sind. Von Moers führt je eine Buslinie nach Krefeld (052) und nach Uerdingen (831), aus Rumeln-Kaldenhausen gibt es keine direkte Busverbindung (nur 831 über Uerdingen) nach Krefeld. Die Bahnverbindung aus Moers und Rumeln nach Krefeld erfordert einen Umstieg in Duisburg-Rheinhausen (RB 31 auf RB 33/RE 3).


[4] Nach Willich existiert eine abgestimmte Straßenbahn-Bus-Verbindung mit Umsteigen am Verknüpfungspunkt TEW-Tor 3 zwischen der Straßenbahnlinie 042 und den Buslinien 055 und 056.

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